Mit den Unparteiischen gegen Eskalation
Zwei Jahre Streitschlichter an der RSW - Konflikte sollen im Dialog gelöst werden
,,Du Schlampe!’’ - ,,Du Missgeburt!’’ Auch wenn es nicht gefällt: Dieses Vokabular ist Schulhofalltag. Ehe man sich versieht, ist aus solchen Beleidigungen ein handfester Streit zwischen Schülern entstanden. Und die Eskalation – im schlimmsten Fall bis hin zur Prügelei – ist dann oft nicht mehr zu vermeiden.An der RSW versuchen die Schüler, diese Spirale zu durchbrechen. "Streitschlichtung" oder auch "Meditation" nennt sich die AG an der Realschule, in der die Schüler zu Schlichtern im Konfliktfall augebildet werden. Ein Projekt mit (kleinen) Erfolgen. Angefangen hat alles vor ein paar Jahren, als auf einer Fortbildung ein Streitschlichterprogramm vorgestellt wurde.
"Das hat mir sehr gefallen" erinnert sich Frau Quambusch, die das Projekt an der RSW betreut. Im Schuljahr 1999/2000 wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Das Interesse war groß, eine Gruppe von zehn Mädchen wurde gebildet, um die Mediatoren effektiver ausbilden zu können. Unter anderem in Rollenspielen und mit dem passenden Theoriegebäude im Hintergrund bereitete Frau Quambusch ihre Schüler auf die künftigen Fragen vor.
Die Praxis begann nach den Sommerferien. Der Treffpunkt ist immer in einem Klassenraum – ein Streitschlichterbüro ist noch nicht vorhanden.
Die Streitschlichtung läuft nach einem festen Regelwerk in 5 Phasen ab. Den streitenden Parteien werden zunächst die Gesprächsregeln und das Prinzip der Mediatoren erklärt, bevor beide ihre Sichtweisen des Streites erklären. In einem weiteren Schritt machen sich alle auf die Suche nach den Hintergründen der Positionen, bevor es an die Lösungssuche geht. Endziel ist, eine Vereinbarung zu treffen, die beispielsweise per Handschlag oder auch Unterschrift beider Parteien vereinbart wird. Das klappt oft, aber leider nicht immer. In diesem Fall werden weitere Gespräche angeboten.
Dennoch lässt sich nicht jeder Streit lösen. Doch selbst wenn sich die Parteien nachher nur aus dem Weg gehen, ist zumindest schon einmal ein Schritt zur Entspannung der Situation getan. Diese Aufgabe stellt einige Anforderungen an die Streitschlichter. “Wir sollen unparteiisch sein und müssen die Ablaufphasen der Schlichtung kennen“, erklären Mike und Simon und Lea. Beschimpfen ist verboten. “Und die Schüler müssen von alleine kommen. Manchmal schicken auch Lehrer Streitende zu uns.“ Eigeninitiative der streitenden Parteien ist also eine Hauptvoraussetzung für eine gelungene Mediation.
“Die Schüler sind aber keine Hilfspolizei“, umreißt Frau Quambusch die Rahmenbedingung. ,,Die Entwicklung einer Streitkultur auf konstruktive, nicht destruktive Weise ist das Ziel.“ Wer früher lernt, Auseinandersetzung zu einem konstruktiven Ende zu führen, wird davon ein Leben lang profitieren. Die Streitfälle, um die sich die Streitschlichter der Realschule kümmern, betreffen meistens Beleidigungen oder Streitsituation beim Spielen, z.B. Rangeleien. Die häufigsten Kunden sind 5er- und 6er–Schüler.